Die indonesisch - christliche Gemeinde in Österreich

Keluarga Kristen Indonesia di Austria (KKIA)

Das Christentum in Indonesien

1. Spuren frühen Christentums:

Die erste Spur des Christentums geht bis in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts zurück. Alte arabische Quellen berichteten über eine Gemeinschaft von Christen in Nord-Sumatra. Nach anderen arabischen Quellen gab es auch in dieser Zeit zahlreiche Kirchen, von denen eine der Jungfrau Maria geweiht war. Die Tatsache, dass das 7. Jahrhundert die Zeit der blühenden Missionierung in Fernost war, kann diese Meinung bestätigen.

In den folgenden Jahrzehnten zogen immer mehr Glaubensboten aus dem vorderen Orient über die Strassen Innerasiens heran, zum Teil aber folgten sie dem ganz anderen Handelsweg in den fernen Osten, der durch den Persischen Golf und über Indien hinaus zur See die ostasiatischen Küsten erreichte. Die meisten Träger des Christentums waren tüchtige Kaufleute aus Persien, Syrien, Arabien und der Türkei.

Zwischen dem 13. und dem 14. Jahrhundert machten einige Franziskaner Missionsreisen nach China, da China schon immer das Ziel der katholischen Mission war. Auf ihrer reise dorthin, machten sie auch einen kurzen Aufenthalt in Indonesien, vor allem auf der Insel Sumatra.Das Verschwinden dieser Kirchen hängt vermutlich mit der Ankunft und Ausbreitung des Islams in Indien und Indonesien zusammen.

2. Die portugiesische Mission:

Mit dem Erscheinen der Portugiesen in den asiatischen Gewässern im 16. Jahrhundert begann während der Kolonialherrschaft eine systematische Ausbreitung der katholischen Mission in Indonesien. Beeinflusst von Kreuzzugsideen zogen sie aus, um die unterworfenen Völker zu christianisieren und die Macht des Islam zu brechen und die Schranken niederzureißen, die die islamischen Länder gegen das christliche Abendland aufgerichtet hatten. ( Drei G-Motive: Gold, Glory, Gospel = Wirtschaftliche, politische, religiöse Motive ).

Die Franziskaner, Jesuiten und Dominikaner waren Träger der Mission. Nach der Eroberung Malakkas 1511 brachen die Portugiesen nach Ostindonesien auf und eroberten die kleinen Inseln Molukkens Amboine und Ternate. Ternate wurde der erste Stützpunkt der Missionierung. In folgenden Jahren fanden (Massen-)Taufen bis zu 7000 Täuflingen statt. 1546 kam Franz Xaver auf die Molukken und organisierte die Missionsarbeit besser und intensiver, so dass die junge Kirche ein starkes Anwachsen bis 1560 erlebte. Die Zahl der Getauften betrug 80.000.

Von den Molukken aus verbreitete sich das Christentum bis auf die Inseln Sulawesi (Celebes), Solor, Flores und Timor. Die portugiesischen Seeleute errichteten die Missionsstationen auf den Inseln, wo sie sich niederließen. Es wurden 25.000 Einheimische getauft. Die Aufstände kamen von den Moslems, die gegen die Kolonialherren kämpften. Dabei fielen viele Christen und Missionare zum Märtyrertod.

Die schwierige Missionsarbeit der katholischen Portugiesen durch diese Aufstände wurde noch erschwert durch die Ankunft der kalvinischen Holländer auf den Molukken. Sie wurden durch die Holländer 1613 zum Abzug von den Molukken gezwungen und damit endete die katholische Mission auf den Molukken.

3. Das Christentum unter holländischer Flagge im 18. Und 19. Jahrhundert

Die Holländer drangen gegen Ende des 16. Jahrhunderts überall in Indonesien vor. Im Jahre 1602 schlossen sich die Handelshäuser zu einer Handelsgesellschaft mit dem Namen VOC (Vereinigte und Ost-Indische Companignien). Sie durfte nach dem Vertrag mit dem holländischen Staat eigene Truppen haben, Kriege führen, Veträge abschließen, eigenes Geld münzen. Nach diesem Vertrag musste die VOC auch alles unternehmen, um den Protestantismus zu verbreiten. Es ist aber bemerkenswert, dass der Übertritt der Katholiken zum Protestantismus offenbar ohne jegliche Erschütterung verlief.

Unter der VOC war die Ausübung der katholischen Religion verboten. Die Lage änderte sich, als die VOC Ende des 18. Jahrhunderts zugrunde ging. Am 1. Januar 1800 übernahm der holländische Staat die bankrotte VOC. Indonesien wurde damit Staatskolonie. Aber zu dieser Zeit war Holland selbst unter der Herrschaft Frankreichs, das 1795 im Rahmen der französischen Revolution Holland erobert hatte.

Die französische Herrschaft ermöglichte die Religionsfreiheit. In Holland erlebten die Katholiken 1798 durch König Lodewijk ihre volle rechtliche Emanzipation. Hermann Wilhelm Daendels, der Generalgouvernur in Indonesien (1808-1811) verkündete 1808 die Religionsfreiheit. Im selben Jahr trafen zwei holländische Weltpriester, J. Nelissen und L. Prinsen, in Batavia (heute Jakarta) ein. Es erfolgte die Gründung der ersten Präfektur von Indonesien in Batavia. Damit bekam die katholische Kirche im Archipel ihre organisatorische Gestalt und wuchs weiter an.

Die holländische Regierung wurde aber bald mit der Konkurrenz zwischen der römisch-katholischen und der protestantischen Mission konfrontiert. Sie erließ neue Regeln, der zufolge die „doppelte Mission“ (dubbele zending) streng verboten wurde und die Aufnahme der Missionstätigkeit in einem bestimmten Gebiet der Genehmigung durch die Regierung bedurfte.

In den folgenden Jahren kamen die MissionarInnen, übernahmen die Missionsstationen, die von den Portugiesen verlassen worden waren ( Flores und Timor ) und gründeten neue Stationen auf Flores, Borneo, Sumatra, Celebes, Ceram, Irian. Sie leisteten die Pionerarbeit im Schul- und Spitalwesen. Viele Präfekturen wurden gegründet, die später zu Bistümern erhoben werden.

4. Die indonesischen Kirchen im 20.Jahrhundert:

Im Jahre 1900 zählte man im Gesamtgebiet des Archipels über 50.000 Getaufte. Trotz der wechselvollen politischen Ereignisse: die beiden Weltkriege, die Vertreibung der Holländer und der Missionare durch die Japaner im zweiten Weltkrieg, der Freiheitskampf Indonesiens bis zur Unabhängigkeit 17.8.1945, wuchsen die indonesischen Kirchen weiter.

Im Jahre 1960 betrug die Zahl der Katholiken 1,3 Millionen (1,3% der Gesamtbevölkerung Indonesiens). Sie wurden von 964 Priestern, 539 Brüdern und 2472 Schwestern betreut. In den 90-er Jahren besteht Indonesien aus 35 katholischen Diözesen. Nach den Angaben in diesem Zeitraum beträgt die Zahl der Katholiken 7 Millionen. Das macht 3,5% Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Die Zahl der evangelischen Christen beträgt 12 Millionen, ca. 6 % der Gesamtbevölkerung.

Durch ihr Engagement im Schul- und Spitalwesen ist die katholische Kirche ein wichtiger Partner für den Staat im sozial-politischen Bereich.

(Entnommen aus: „Awal Mula Gereja Katolik Indonesia“ von Dr. P.M. Muskens, Ende 1974; „Der Weg nach Asien - Die Ostsyrische Missionskirche“ von W. Hage, München 1978; „Der Protestantismus in Indonesien“ von Th. Müller-Krüger, Stuttgart 1968; „Die katholische Missionschule in Nusa Tenggara-Südostindonesien“ von K. Piskaty, Steyl 1964; „Neue Dienste und Gemeindestrukturen in der kath. Kirche Indonesiens“ von G. Kirchberger, St. Augustin bei Bonn 1986; „Die Beziehung zwischen Christentum und Islam in der Geschichte Indonesiens und die Möglichkeit des Dialogs“ – Diplomarbeit von Aleksius Armanjaya, Mödling 1997).

5. Ein Ausblick am Anfang des 21. Jahrhunderts:

Die wichtigsten Fragen der Kirchen Indonesiens für die Zukunft sind der Dialog der Religionen, die Schulbildung und das Universitätswesen, die Arbeit für die Jugend, die Rollen der Laien, die Inkulturation, die Menschenrechte und die Umwelt.

Die Kirchen Indonesiens sind mit den Ereignissen der letzten Jahre konfrontiert: Die politischen Veränderungen nach der Ära des Präsidenten Soeharto seit 1997, die Terroranschläge, die Umweltkatastrophen, die Arbeitslosigkeit, vor allem der jungen Generation. Die indonesischen Kirchen müssten die Werte des Evangeliums deutlich und konsequent leben, indem sie sich für die Armen und Benachteiligten einsetzen, für eine nachhaltige, sozialgerechte und menschenwürdige Wirtschaftsentwicklung engagiert, um den Frieden zwischen den Religionen und um die friedliche Lösung für die gesellschaftlichen Probleme bemüht. Nur dann können sie ihre Identität bewahren und ihr Profil zeigen als Gemeinschaft der Nachfolge Jesu Christi.

Dr. Ferdinand Radjutuga

Christus spricht: Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an!